Luftbilder



Jahrhunderthochwasser in Sachsen


Jahrhunderthochwasser



Am 10.August stieg langsam die Elbe, das übliche kleine Hochwasser, das es jeden Sommer mal gibt. Da kann man mit Jannes etwas auf den Elbwiesen planschen oder etwas in der Stömung schwimmen, aber dann kam es doch anders. Denn am 12. August kam der große Regen. Bei uns haben wir in 24 Stunden 126 Liter je Quadratmeter gemessen. Und danach die Flut. Erst im Erzgebirge und dann an Elbe und Mulde. Hier gehts zum aktuellen Hochwasserbericht für Sachsen

Schaut Euch die folgenden Bilder an (Tage umgekehrt chronologisch)

28.08.2002

Jetzt ist der Beginn der Flut schon mehr als 2 Wochen her. Aber wenn ich über das Land fliege, sehe ich immer noch überall das Wasser stehen. Viele kleine Orte scheinen noch unerreichbar. In den Straßen, in denen das Wasser abgeflossen ist, türmt sich der Müll. Überall ist Schlamm und Öl, den unangenehmen faulenden Geruch riecht man oft noch in mehreren hundert Metern Höhe. Bei Bitterfeld ist eine riesige neue Seenlandschaft entstanden, die Landschaft hat sich in wenigen Stunden für immer verändert.

Für eine Spendenaktion haben wir von über 350 Bildern vom Hochwasser rund um Belgern eine CD hergestellt, die für 10,-- Euro das Stück im Tourismusbüro in Belgern am Markt oder an der DEA-Tankstelle Belgern erworben werden kann. Vom Erlös gehen mindestens 9,-- Euro als Spende an die betroffenen Einwohner des Ortsteils Seydewitz. Die Verteilung des Gelds erfolgt durch die Stadt Belgern. Der Verkauf ist weit über meine Vorstellungen angelaufen (fast 50 Stück am ersten Tag), und Sibylle und ich sind sicher, dass ein erheblicher Spendenbeitrag zusammenkommt. Wer nicht persönlich nach Belgern kommt, kann sich auch eine CD von mir schicken lassen (10 Euro + 1,53 Euro fürs Porto), ggf. per Email bestellen.

Auf vielfachen Wunsch gibt es endlich eine Liste aller Bildmotive auf der CD, alternativ hier als .pdf - Datei.

Stand 10.09.2002 wurden aus dem Erlös der CD bereits 3.200,-- Euro auf das Spendenkonto Seydewitz eingezahlt!



Hier noch einige Bilder, mehr als 2 Wochen nach dem großen Regen. Leider war wegen der feuchten Luft die Sicht nicht so gut.

27.08.2002 Rehsen bei Wittenberg. Es wurde berichtet (ZDF, Sendung "Frontal" am 27.08.02), daß die Einwohner selbst den Deich an der Baumgruppe im Vordergrund öffnen mußten, um dem von hinten kommenden Wasser Abfluß zu schaffen.
27.08.2002 Hier hat sich die Mulde den Durchbruch in die Goitzsche bei Bitterfeld geschaffen
26.08.2002 Zerstörte IC-Bahnlinie und noch immer überschwemmte B 169 bei Riesa
26.08.2002 Noch immer steht das Ziegelwerk Riesa-Oppitzsch im Wasser, das THW pumpt. Was mag mit dem 1000 Grad heißen Tunnelofen passiert sein, als das Wasser kam?

Abend 20.08.2002

Das Wasserstand in Belgern dürfte heute Abend etwa 2 Meter unter seinem Maximum liegen. Hier entspannt sich die Lage. Im überschwemmten Ort Seydewitz ist das Wasser wieder abgelaufen. Die Einwohner kehren zurück und tragen ihr Hab und Gut auf den Hof, sortieren Brauchbares von Verlorenem, reinigen, reißen Böden raus und klopfen zerstörten Putz von den Wänden. Überall stinkt es nach Unrat, ausgelaufenem Öl und Schlamm. Man erkennt den Wasserstand an den Häusern je nach Lage zwischen Fensterhöhe und Decke des Erdgeschosses. Wieder helfen viele. Ein jetzt in unserer Nachbarschaft untergebrachter Seydewitzer hat die Maximalmarke direkt auf seiner Fassade aufgemalt und mir das Innere seines Hauses gezeigt. Man sagt, ein solches Haus müssse mindestens 6 Monate trocknen, bevor man es neu einrichten kann.
In Belgern wird der Boden der Fährdiele von Wirtsleuten und Helfern rausgerissen. Am Sportlerheim im Döhner wird gearbeitet.

Der Luftraum an der Elbe flußabwärts etwa ab Torgau ist nach wie vor für die allgemeine Luftfahrt gesperrt, um Rettungsflüge nicht zu behindern. Für einen Flug mit einem Journalisten der lokalen Presse erhielt ich jedoch eine Sondergenehmigung unter Auflagen, in dieses Gebiet einzufliegen. Auch für das Passieren der nach wie vor evakuierten Stadt Torgau und der Elbbrücke vorbei an zahlreichen Posten waren Pressegenehmigungen erforderlich. Im Bereich Belgern, also südlich Torgau bot sich mir das erwartete Bild. Bis auf Seydewitz und Aussig, die völlig überflutet waren, in denen man jetzt aber schon die ersten Aufräumarbeiten sah, waren größere Schäden weitgehend ausgeblieben. Der Einsatz der Hilfsdienste und unzähliger Einwohner an den Deichen und beim Füllen der Sandsäcke hat sich gelohnt. Die Deiche im Bereich Belgern haben gehalten. Auch am gegenüberliegenden brandenburgischen Ufer um Mühlberg und Stehla.
Elbabwärts von Torgau übertrafen die Überflutungen meine schlimmsten Vorstellungen. Bis Annaburg, was mehr als 10 km von der Elbe entfernt ist, strömte das Wasser wegen eines Deichbruchs bei Dautzschen. Dautzschen, Last, Großtreben, Prettin, Großnaundorf, Kolonie und weitere Orte stehen im oder unter Wasser. Rehfeld konnte mit Kräften aus Torgau noch gehalten werden, aber weiter flußabwärts hat man es offensichtlich nicht schaffen können.

Ich glaube, jeden machen diese Bilder betroffen.
20.08.2002 Überschwemmung Höhe Dommitzsch. Im Hintergrund Großtreben, in der Bildmitte der linke und rechte Elbdeich.
20.08.2002 Die Umgebung von Last, von dem gemeldet wird, es sei trocken
20.08.2002 Prettin. Auch bei diesem Bild daran denken, der Wasserspiegel ist schon weit gesunken!
20.08.2002 Ammelgoßwitz, ein Ortsteil von Belgern, hat noch einmal Glück gehabt. Die Elbe wäre normal links außerhalb des Bildes.
20.08.2002 Seydewitz: Verzweiflung oder Galgenhumor an der Hauswand.
20.08.2002 Seydewitz: So hoch stand noch vorgestern das Wasser.

Abend 18.08.2002

Heute sinkt das Wasser, der Pegel dürfte jetzt ca. 20 cm unter seinem Maximum liegen. Für 10 Uhr wurden die Einwohner von Belgen zur Hilfe beim Füllen von Sandsäcken und zur Arbeit am Deich aufgerufen. Sibylle ging nach Liebersee zum Schaufeln, ich an den Deich bei Döbeltitz (einige Kilometer flußabwärts), der auf der Länge von vielleicht einem Kilometer durchweicht. Alle, die wir in Belgern kennen, waren an einem der Einsatzorte. Immer wieder gab es Gerüchte, wo der Deich gebrochen sei. In Döhlen (gegenüber vonn Torgau, einige Kilometer nördlich) ist er wirklich gebrochen, zwei Dörfer wurden schnell überflutet. Die Folgen sind schlimm und es lohnt sich, alles zu tun, um die Deiche zu halten. Gegen 15 Uhr war unser Einsatz beendet. Mit müden Muskeln nach Hause, duschen und noch ein kleiner Spaziergang, natürlich an die Elbe. Ein Lautsprecherwagen der Polizei fuhr durch Belgern mit der Information, daß noch einmal Helfer gesucht werden. Kurz entschlossen waren wir wie viele andere Einwohner Belgerns wieder mit dabei. Es ging um den Deich in Plotha (diesmal etwas stromaufwärts auf Gemarkung Belgen), das erste Haus hinter dem Deich gehört einer uns gut bekannten Familie. Von diesem Einsatz heute einige Bilder.
18.08.2002 Der Deich bei Plotha muß gesichert werden
18.08.2002 Auch Sibylle und Pavla arbeiten mit in der Kette zwischen Polizei und Feuerwehr
18.08.2002 Kurze Pause, es sind keine Sandsäcke mehr da.
18.08.2002 Genau gegenüber liegt Mühlberg/Brandenburg
Jetzt sind wir müde zu Hause und hören das laute Rauschen der Elbe und das beruhigende Brummen der Pumpen, die das nahe Ammelgoßwitz trocken halten.

Abend 17.08.2002

Das Wasser ist weiter gestiegen. Heute fand man alle Bekannten irgendwo beim Sandsäcke Füllen und Deiche Verstärken. Ich selbst war bei Burkhartshof. Dort ging es darum, den Deich von Seydewitz abzudichten und zu erhöhen, daß das Wasser nicht weiter Richtung Staritz strömt. Seydewitz selbst ist unter Wasser. Neben mir arbeitete ein Mann, der mir immer wieder sein überspültes Haus zeigte. Er selbst noch ganz konzentriert und gefasst. Zwei mal kamen weinende Nachberinnen von ihm vorbei, die er liebevoll tröstete. Seine Hand war verletzt, weil ihn ein Hund gebissen hatte, den er aus der Flut gerettet hat. Nur mit der linken Hand gab er die Sandsäcke in der Kette weiter. Genau am gegenüberliegenden Elbufer liegt Mühlberg, das jetzt jeder aus den Nachrichten kennt. Seydewitz kennt niemand.
Was bringt die Nacht in der Umgebung? Die Nachrichten über Aufgabe und Weiterarbeit an den Deichen um Torgau sind widersprüchlich.
17.08.2002 Seydewitz ist völlig überschwemmt
17.08.2002 Das Wasser steht 15 cm unter der Deichkante. Alle helfen zusammen.
17.08.2002 Einer der unzähligen Helikopter kommt vorbei, doch wir arbeiten weiter mit den Händen.
17.08.2002 Das Wasser dringt bald in die Fährdiele
17.08.2002 Wasserstand in Belgern kurz unter der historischen Höchstmarke

Mittagszeit 17.08.2002

In Belgern steht das Wasser etwa einen halben Meter unter der bisherigen Höchstmarke vom September 1890. Das Wasser beginnt, in das Restaurant Fährdiele zu laufen. Seydewitz ist auf Grund eines Dammbruchs gestern überflutet worden. Südlich von Torgau in Loßwig strömt das Wasser durch einen brechenden Deich. Die Einwohner wurden in der Nacht in unsere Mittelschule evakuiert. Die Elbbrücke Torgau wurde gerade gesperrt. Man kommt jetzt nirgendwo mehr über die Elbe.
Es herrscht seit zwei Stunden noch viel stärkerer Hubschrauberverkehr südlich von uns, vermutlich bei Mühlberg.
Die Versorgungslage mit Lebensmittel ist in Belgern kein Problem, weil der Weg nach Westen durch die Dahlener Heide nicht von der Elbe überschwemmt werden kann.

Später Abend am 15.08.2002

Irgendwie ist die Situation gespenstisch. Es ist herrliches Sommerwetter, der Pegel ist am Morgen etwas gesunken, aber die Menschen sind ganz aufgeregt. Auch die, deren Hab und Gut nicht unmittelbar in Gefahr ist, sind äußerst unruhig. Sehr viele Menschen auf den Strassen, auch spät in der Nacht. Grund ist die für die Nacht und den Freitag angekündigte Flutwelle. Man hat Angst vor der Flut. Nur die Jugendlichen sitzen überall am Wasser und feiern Party, absurd, aber offensichtlich das Lebensgefühl vieler Jugendlicher.
Ich habe heute am späteren Nachmittag die Elbe bis Riesa nochmal abgeflogen. In Riesa war der Beginn des Wasseranstiegs schon sichtbar. Zwischen Mühlberg und Torgau war eher etwas weniger Wasser. Aber überall Arbeit an den Deichen. Und viele Orte schon fast menschenleer. Alle zu Belgern gehörenden Dörfer wurden zwangsevakuiert: Seydewitz, Staritz, Plotha, Ammelgoßwitz, Liebersee, Dröschkau,... Die Bundesstrasse 182 ist ab Belgern nach Süden gesperrt. Einwohner und Polizei halten Wache. In Eilenburg wurde von zahlreichen Plünderungen berichtet.

15.08.2002 Aussig erwartet die Flutwelle
15.08.2002 Bei Seydewitz ist die Bundesstrasse seit gestern überschwemmt. Die große Welle kommt noch!
15.08.2002 Auch in Kreinitz wird morgen die Elbe fast einen Meter höher stehen
15.08.2002 Es könnte so ein schöner Sommertag in Belgern sein.

Es ist lange nach Mitternacht, ich kann nicht schlafen. Ich gehe noch mal runter zur Elbe...

Bericht vom 14.08.2002

Heute, am 14. August habe ich mir das Ausmaß aus der Luft angeschaut, erst an der Elbe und da fand ich es in unserem Bereich "beeindruckend", aber eben doch nicht so schlimm. Die Deiche intakt, das Flußbett der Elbe riesig breit, aber die Menschen zwischen Torgau und Riesa nur vereinzelt wirklich betroffen. Am Abend bin ich noch zur Mulde geflogen und was ich dort gesehen habe, übertraf meine Vorstellung. Völlig überschwemmte Städte und Dörfer, nur die Dächer der Häuser schauen aus dem Wasser. Hubschrauber retten die Menschen. Sehr viele Brücken über die Mulde zerstört, ganz Eilenburg unter Wasser. Überall zerstörte Deiche, sie haben das Wasser nicht halten können. Außer an der Autobahn kommt man nirgens mehr über Mulde. In Grimma ist das Wasser schon wieder deutlich gefallen, die Menschen beginnen, die Schäden zu beseitigen.
11.08.2002 So macht Hochwasser in Belgern noch Spaß
14.08.2002 So sieht Belgern an der Elbe heute aus der Luft aus
19.11.2000 Zum Vergleich: Ein normaler Tag
14.08.2002 Bei Mühlberg ist es noch schlimmer
14.08.2002 Mühlberg von Süden
14.08.2002 Belgern von der anderen Elbseite
14.08.2002 Und am Boden. Unsere Rolandfähre parkt an der Fährdiele
14.08.2002 Eilenburg völlig überschwemmt
14.08.2002 Nochmal Eilenburg
14.08.2002 Etwas unterhalb wird das Dorf Gruna evakuiert
14.08.2002 Nähe Bad Düben, im Vordergrund niederglaucha
14.08.2002 Ein weiteres Muldedorf, Schnaditz. Normal 4.5 m über der Mulde und etwa 1 km von der Mulde entfernt gelegen.
14.08.2002 Ein gebrochener Damm zwischen Wurzen und Eilenburg
14.08.2002 Bennewitz bei Wurzen
14.08.2002 In Grimma ist das Wasser schon wieder um mehr als 2 Meter gesunken
14.08.2002 Wieder an der Elbe. In Meißen ist das Wasser wieder aus der Stadt. Es wird aufgeräumt. Am linken Bildrand Maries Schule.
14.08.2002 Der Flugplatz Riesa: Abgesoffen
14.08.2002 Gohlis an der Elbe: Eingeschlossen aber trocken
14.08.2002 Dieses Haus ist eigentlich wie eines Trutzburg im Strom gebaut.
14.08.2002 Am Abend erste Sonnenstrahlen über Torgau.

Was bringen die nächsten Tage? Die Elbe beginnt zu sinken, aber die nächste große Welle aus Tschechien ist angekündigt



Letzte Änderung 10.09.2002